Donnerstag, 8. März 2018

2008-09 Cambodia & Vietnam. 2000 km asiatische Gelassenheit. Teil 1



1. Teil - Cambodia

Berlin > Frankfurt am Main > 
(1) Ho Chi Minh City (Saigon), 4 Tage Zwischenstation > 
(2) 250 km Flug nach Phnom Penh, 4 Tage > 
(3) 300 km im Bus nach Battambang, 4 Tage > 
(4) 7-8 Std. (ca. 200 km) im Linienboot nach Siem Reap, Angkor, Kbal Spean, Silk Farm ... (5 Tage) > 
(5) 423 km Flug nach Ho Chi Minh City


Phnom Penh - strahlende Tempel, bittere Armut



Wer Saigon kennt oder Hanoi und dann das erste Mal in die Hauptstadt Kambodschas kommt - das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Meine Eindrücke (2008!) waren ziemlich deprimierend.

Zu bedenken ist allerdings - in Vietnam war der Krieg 1975 zu Ende und mit den Reformen 1989 begann eine geradezu explosive wirtschaftliche Entwicklung. 

In Kambodscha hingegen brach das Terror-Regime der Roten Khmer erst ab 1979 langsam in sich zusammen, und die Friedensentwicklung zwischen den vier Bürgerkriegsparteien (Pariser Friedensvertrag) setzte erst ab 1991 ein.




Zwar pulsierte 2008 das Leben und geschäftiges Treiben, aber - abgesehen vom zentralen Stadtkern - floß nur dünnflüssiger Verkehr (wenig Autos, Busse, LKW und bedeutend mehr Fahrräder als Mopeds und Motorroller) ... selten nur sah man eine Baumaßnahme ... wurde aber mit Obdachlosigkeit und Armut konfrontiert. 

Das glitzende Gegenstück zur Realität bildeten die prachtvoll bis protzig renovierten, überbordend bunten Pagoden samt ihren goldig glänzenden Stupas.










Vor dem Kloster Wat Phnom, auf einem Hügel im Zentrum Phnom Penhs, hocken Verkäufer mit Vogelkäfigen voll fiepender Singvögel. Gläubige Buddhisten kaufen einen, um ihm hier oben die Freiheit zu schenken, was dem Gläubigen / "Befreier" als gutes Werk angerechnet wird - - -  (das Fangen und Einsperren der Tiere gilt offenbar nicht als schlechte Tat ? ).


Das auf einem 27 Meter hohen künstlichen Hügel gelegene, bekannteste Stupa in Phnom Penh erreicht man über Treppen und Rampen. Das religiöse Bauwerk bildete einst die Keimzelle für die Stadt, deren Name übersetzt „Hügel Penh“ heißt. Das Heiligtum beherbergt die Asche von König Ponhea Yat und ist das Zentrum der Feiern zum kamboschanischen Neujahrsfest. Bei meinem Besuch war der Strom von Gläubigen und Pilgern groß, die Zahl neugieriger Touristen klein.






Es ist Samstag, der 20. Dezember, im  buddhistischen!!!  Phnom Penh: Wie weit es der christliche!!! Weihnachts-Kommerz-Irrsinn schon geschafft hat, zeigen diese Weihnachtsmannkostüme an einem Verkaufsstand am Markt Psar Tuol Tom Pong (unter Touristen als "Russenmarkt" bekannt).

Anmerkung: Rund 96,3 % der Bevölkerung sind Anhänger des Theravada-Buddhismus. Das Christentum ist in Kambodscha mit 0,4 bis einem Prozent vertreten.





Diese Hand, mindestens hüfthoch, hätte ich allzu gerne mitgenommen ...













Tuol Tumpoung Pagode am Mao Tse Toung Boulevard, 
unweit vom Tuol Tom Pong Markt







Man spaziert durch eine gepflegte Wohngegend (mit ausländischen Botschaften), da stößt man unvermittelt auf diesen großen leeren Platz mit einer Moschee (unten = schwarzer Kreis / etwa 1,9% der Kamboschaner gehören der Glaubensrichtung des Islam an).

Während nach links das alte Backpackerviertel liegt (wovon ich keine Ahnung hatte), lief ich nach rechts, direkt in das slum-ähnliche Viertel am Boeung Kak See (5 Aufnahmen). Die Menschen waren alle sehr freundlich, aber zweimal wurde ich höflich gebeten, nicht zu fotografieren; vor allen Dingen nicht in Richtung See, auf dem scheinbar noch Bambus- und Wellblechhütten schwammen.


Die Zukunft des Viertels sei ungewiss, heißt es 2018 im Internet, da "es Regierungspläne gibt, den See trocken zu legen und zu erschließen. Mittlerweile ist von dem See nur noch ein kleiner Rest geblieben. Die Bewohner der umliegenden Slums wurden umgesiedelt".












Das Genozid Museum Tuol Sleng
das frühere Foltergefängnis S-21.



Das Gymnasium in der PH 113, inmitten eines gepflegten Wohnviertels (siehe letztes Foto hierzu), war einst die Toul Svay Prey High School. Nachdem die Roten Khmer 1975  Phnom Penh eroberten, wurde aus der Schule ein Folter-Gefängnis. 

Bevor man diese Stätte des Grauens aufsucht, sollte man sich etwas mit der jüngeren Geschichte (1945 - 1991) Kambodschas, den "geheimen!!!" Bombardements ganzer Landstriche durch die USA (siehe Henry Kissinger!!!), den Sturz der Regierung 1970 mit Hilfe der US-Amerikaner  und das Entstehen der maoistisch-nationalistischen Guerillabewegung Rote Khmer beschäftigen, die 1975 unter Führung von Pol Pot an die Macht kam und das Land bis 1979 totalitär regierte.



Die Schulgebäude wurden mit einem Elektrozaun umgeben, die Klassenräume in Gefängniszellen und Folterkammern umgewandelt. Zwischen 1975 und 1979 wurden dort mindestens 17.000 Menschen unter grauenhaften Umständen eingekerkert und die meisten in barbarischen Formen (zu Tode) gefoltert. 

All das wird in der 1995 eröffneten Gedenkstätte dokumentiert. Schätzungsweise 1.720 Personen waren für das Folterzentrum tätig. Als Anfang 1979 die vietnamesiche Armee Phnom Phen befreite, lebten im "S-21" noch 7 Gefangene.



Von mir stammen nur die beiden Schulgebäude-Fotos und der Ausblick in das umgebende Wohnviertel (unten). Zu Aufnahmen in den Gebäuden war ich nicht fähig.

Bei dem Massenmorden der Roten Khmer kamen mindestens 1,7 Millionen Menschen um, das war fast ein Viertel der Bevölkerung.



Der Königspalast und die Silber Pagode
Protz und Prunk inmitten eines bettelarmen Landes








Der Königspalast wurde 1813 erbaut und im Laufe der Zeit immer wieder erweitert bzw. es wurden Gebäude hinzugefügt. Im Gegensatz zu anderen Königspalästen besteht der von Phnom Penh nicht aus einem großen Gebäude, sondern vielen, auch kleinen Gebäuden. Der Thronsaal wurde erst 1919, während der französischen Kolonialherrschaft, hinzugefügt. Er dient heute als repräsentativer Rahmen für Staatsempfänge.

Der gesamte Komplex ist weitläufig (ich habe allerdings nirgends Angaben über die Ausmaße gefunden), und wenn man nicht gerade als Kultur-Reisender unterwegs ist, der jede Einzelheit als "gesehen" abhaken muß, empfehle ich, sich in dem Areal einfach treiben zu lassen.





Für die Sehenswürdigkeit Königspalast hatte ich meinen ganzen ersten Reisetag in Kambodscha (und in Phnom Penh) eingeplant. Dadurch bekommt man allerdings ein völlig schiefes Bild von dem Land und seiner Hauptstadt. 

Denn man ist total hingerissen von der Schönheit, den Formen und Farben, der Pracht und Eleganz, den Skulpturen und dekorativen Gewächsen - kurz - von all dem schönen Schein. Diese zauberhafte Märchenwelt steht in extrem krassen Gegensatz zu der kambodschanischen Realität - draußen, außerhalb von Königspalast und Silberpagode.









Neben der königlichen Schatzkammer steht ein wahrlich bizarres Geschenk von Napoleon III. aus dem Jahre 1876. Dieser Pavillion aus normalem Eisen wurde zur Eröffnung des Suezkanals in Ägypten erbaut, bevor er nach Pnohm Penh verschifft und dort wieder zusammengebaut wurde. Es heißt, König Norodom I. habe eine Vorliebe für dieses Gebäude gehabt.












In den langen überdachten Wandelgängen der Pagode befinden sich schätzungsweise an die 50-70 (?) traumhaft schöne Malereien des Ramayana-Epos, entstanden um 1900. Viele sind von Wind und Wetter (schwer) geschädigt. Andere in Teilen sehr gut erhalten; möglicherweise auch schon teilweise restauriert (?). Ich habe etwa dreimal so viele fotografiert, wie in diesem Post abgebildet, zuhause dann aber festgestellt, dass viele bis zur Unkenntlichkeit zerstört waren.









Auf dem Gelände der Silberpagode befinden sich auch das Reiterstandbild von König Norodom, mehrere Schreine (u.a. von König Norodom Sumramarit, von König Ang Duong und von einer Tochter König Sihanouks) und mehrere Stupas.

















In einem direkt an den Königspalast angrenzenden Gelände, befindet sich die Silberpagode. Ihr Fußboden ist mit 5000 Silberfliesen bedeckt. Erbaut 1892 unter König Norodom ist sie eines der wenigen Bauwerke, das von den Rote Khmer weitgehend verschont geblieben ist. Im Inneren thront ein lebensgroßer goldener Buddha, dekoriert mit über 9500 Diamanten.

Umschlossen wird der Bereich der Silberpagode von jenem Wandelgang, an dessen Wand sich das hinduistische Ramayana Epos (siehe vorher) in Form zahlreicher Malereien befindet.





Frangipani Villa, Phnom Penh


Inzwischen (2018) gibt es vier Frangipani Living Arts Hotels in Phnom Penh und zwei in Siem Reap. Meine Frangipani Villa liegt (nach wie vor) in der Street 252 (No. 20R), inmitten eines schönen Gartens. Alle Zimmer waren unterschiedlich und höchst geschmackvoll eingerichtet; die Bäder ganz modern. Der Single Room, mit allen Annehmlichkeiten, wird auch heute (2018) noch ab 35 US$ angeboten.

So toll das Hotel auch war, das Personal jedoch (damals! und zwar alle!) distanziert bis muffig (= mehr als unfreundlich). Nirgend sonst in Kambodscha habe ich eine derartige Gleichgültigkeit gegenüber dem Gast erlebt. Wenn ich nach meiner Tour zwischen 14-15 Uhr ins Hotel kam, war mein Zimmer grundsätzlich nicht gemacht. Das geschah, trotz wiederholtem bitten und reklamieren, immer erst am Spätnachmittag ...





Battambang, West-Kambodscha


Irgendwo im Internet las ich (2018) "Battambang: Sehenswertes Juwel in Kambodscha". Ich denke, der Verfasser hat keinen blassen Schimmer, was das Wort "Juwel" bedeutet. 

Battambang, Kambodschas zweitgrößte Stadt, habe ich (2008) als ein ganz gewöhnliches Städtchen mit (heute, 2018 etwa 180.000) netten Einwohnern erlebt - - - mit besterhaltener französischer Architektur aus der Kolonialzeit, rundum vielen Tempeln, inmitten einer wunderschönen Landschaft, aber - ohne besondere Sehenswürdigkeiten und (Gottseidank) auch ohne touristische Heerscharen.



Auf der Ostseite des Flusses Stung Sangker liegen zwei Tempel, Wat Sangker und Wat Kandal.












In dem einen Tempel (Wat Sangker?) öffnete morgens gerade ein liebenswürdiger Mann die Türen, fegte, wischte, plazierte frische Blumen und ließ mich diese Aufnahmen machen.






In dem anderen (Wat Kandal?) sammelten sich morgens die Mönche zu ihren täglichen Almosenrunde **. Leider ist dieses religiöse Ritual schon seit langem zu einer "Attraktion" verkommen, bei der sich Scharen von Touristen fotografierend auf die bettelnden Mönche stürzen - - - obwohl in Reiseführern, Büchern und Filmen immer wieder händeringend darum gebeten wird, sich selbst und seine Kamera zurückzuhalten.

Die vielen Jungen, die für jeweils ein Jahr als Mönch im Tempel leben, bekommen dort auch schulischen Unterricht - u.a. Englisch. Sie sind richtig happy und dankbar, wenn sich eine Gelegenheit bietet, mit Fremden ins (englische) Gespräch zu kommen.

** Weil es Mönchen normalerweise verboten ist, Landwirtschaft zu betreiben und ihre eigene Nahrung anzubauen, ist die Art und Weise, wie das Essen ins Kloster kommt etwas komplizierter und stark ritualisiert. Morgens bei Sonnenaufgang gehen die Mönche und Novizen barfuß durch den Stadtteil, der an das Kloster grenzt und ›sammeln‹ das Essen ein. Mit einer großen Almosenschale ausgestattet hält man an den Plätzen, an denen meist weibliche Gläubige schon sitzend warten. Der Reihe nach werden dann zum Beispiel kleine Portionen Reis, Fleisch, Früchte und Gemüse, aber auch Geldscheine in die Schalen gelegt. Um den Akt der altruistischen Essensgabe quasi zu bestätigen und ihn karmisch effektiv zu machen, rezitieren die Mönche einen kurzen Vers, der dem Geber (und oft seinen verstorbenen Verwandten) ›Verdienst‹, das heißt positives Karma, als Substanz, zukommen lässt.








Nur zwei Aufnahmen vom Markt in Battambang.







"Golden Palace Hotel", auch auf der ruhigen Ostseite des Flusses gelegen (siehe roter Fleck auf dem Plan am Battambang-Anfang). Nichts Besonderes, aber durchaus OK. Und immer noch sehr günstig. Für kurzfristig - März 2018 - habe ich einen Preis von 11 EUR/Nacht gefunden.


Eine Tour mit Voeurn auf dem Moped 
rund um Battambang und zu seiner Familie



Der junge Mann arbeitete an der Rezeption eines Hotels; eine Sightseeing-Tour mit ihm - auf dem Rücksitz eines Mopeds (seines Chefs!)  - wurde mir von US-Amerikanern sehr empfohlen. (Fahrräder konnte man mieten, aber keine Mopeds.)


Zunächst fuhren wir - wie andere Touristen auch - zu verschiedenen Handwerks- und Produktionsstätten, wie diese Schmiede, wo nur Handarbeit zählt.





Hier roch es "streng": Das Würzmittel Fischsauce aus fermentiertem Fisch oder Fischextrakten wurde im Laufe der Geschichte in verschiedenen Varianten von verschiedenen Kulturen benutzt. In Ost- und Südostasien ist sie sehr verbreitet. In Europa hingegen nur vereinzelt als regionale Spezialität, z.B. die italienische Colatura di Alici aus Kampanien.




Dann stießen wir - zu meiner Überraschung - mitten im Wald - auf die große, recht primitive Hütte der Familie meines Fahrers ... mit seiner 6 Wochen alten Tochter Bin, seiner Frau, den Schwiegereltern und einem Cousin.


Der weitaus größte Teil der Hütte dient der Familie als Produktionsstätte für Reis-Oblaten **, für die sie nur aberwitzige Cent-Beträge erhalten (Zahlen wurden genannt, die ich leider vergessen habe). Die ganze Familie ist damit beschäftigt.

** Reis-Oblaten aus Reismehl sind essbar und werden irrtümlich als Reispapier bezeichnet. Sie werden als Verpackung von Lebensmitteln benutzt. Verwendung finden sie auch in der Küche, etwa für Frühlingsrollen und Teigtaschen. In Vietnam werden sie als „rice paper“, „rice sheets“ oder „spring roll skins“, in China als „wafer paper“ bezeichnet.








Weiter ging es entlang dem Stung Sangker, zugleich "Lebensader", Transport- und Verbindungsweg, an dem kleine Dörfer liegen, Tempel und einzelne Häuser/Gebäude stehen, in dem die Kinder schwimmen, die Menschen fischen, die Frauen waschen ...














Und ja, natürlich trifft man auf dem Land auch hin und wieder auf ein schönes, gepflegtes Haus.




Bedrückende Momente einer Abenteuerreise. 

The Well of Shadows - wurde von dem ehrenwerten Phok Doul geschaffen. Finanziert wurde das Denkmal von kambodschanischen Gemeinschaften in den USA, Canada, Australien, Neuseeland und Frankreich. 

Auf solche Monumente trifft man an vielen Orten Kambodschas. Zum Gedenken, als Erinnerung und Mahnung beherbergen sie hunderte und tausende Totenschädel (und Gebeine) der bei den Massenmorden der Roten Khmer umgekommenen Menschen.



Zur Rückfahrt nach Battambang benutzten wir (inkl. Moped) den berühmt gewordenen "Bamboo Train" (Bambusbahn), von dem es schon 2008 hieß, er würde wohl nicht mehr lange existieren, da es bereits Pläne gab, die einstige Eisenbahnstrecke wieder in Betrieb zu nehmen. Die Fahrtkosten dafür trägt der Tourist, d.h. zusätzlich zum vereinbarten Roundtrip-Preis.


Tatsächlich heißen die Schienentaxis Norry und sind ein improvisiertes Transportmittel. Den Touristen werden Norries als Bamboo Train angepriesen. Für mich war es eine ganz normale, d.h. erholsame Form der Fortbewegung, denn mein Po hatte bei der langen Rundfahrt auf dem Moped-Rücksitz schon ziemlich gelitten.

Auszug aus GEO, Die Bambusbahn von Kambodscha: "Jede Draisine ist eine Miniaturbühne des Alltags: Auf der dreieinhalb mal zwei Meter großen Bambusfläche drängen sich Bauern, Schulkinder, Mönche und stillende Mütter im Schneidersitz, gackernde Hühner, Trockenfisch, Kühe, Mangos, Säcke mit Reis. Mit bis zu 50 Stundenkilometern rattert Norry über geflickte Gleise und knarrende Holzbrücken, vorbei an Pfahlbauten, Tempeln, Tamarindenbäumen und Reisfeldern. "Diese Trasse ist wie unser Land", meint Draisinenführer Ly Tith, "geschunden, fast vergessen, aber unzerstörbar."


Treffen zwei Norries aufeinander, dann muss das jeweils leichtere auseinandergenommen, beiseite geschafft und wieder zusammengebaut werden. Das funktioniert in wenigen Minuten. Die Norries können mit bis zu 50 Std/km auf den krummen und holprigen Schienen(überresten) dahinsausen.






Eine fantastische 8-Stunden-Bootstour nach Siem Reap


Rötliches Morgengrauen am Schiffsanleger in Battambang. Gegen 7 Uhr soll das Linienboot ablegen (nicht als Schnellboot, das auf dem Ticket abgebildet ist!). Aber hier geht alles sehr gemächlich zu. Leider leidet der Fahrbeginn unter einer hellgrauen Wolkendecke. Deshalb werden meine Bilder erst später farbiger.


Die folgenden 45 Aufnahmen (ausgewählt aus gut 200) erzählen recht eindrucksvoll von den Menschen am Fluß, den Landschaften, die (Kanäle durch die) Mangrovenwälder, über den Tonlé Sap ... und einem einzigartigen Erlebnis, so dass verbale Erläuterungen überflüssig sind. Den letzten kleinen Rest der Strecke nach Siem Reap bewältigt der Reisende in einem Tuc Tuc (Motorikscha).

Im Internet gibt es eine hübsche, lesenswerte Geschichte -
Ein Abenteuer vor atemberaubender Kulisse: Mit dem Linienboot von Battambang nach Siem Reap














































Die Tempel von Angkor und Siem Reap



In Siem Reap kann man ein Auto mieten (nur mit Chauffeur), ein Motorrad/Moped (nur mit Chauffeur) oder eines von tausend (?) Fahrrädern, mit dem man nach Lust und Laune alleine losstrampeln kann. Da empfiehlt es sich, möglichst schon am Abend zuvor, bei einem der vielen Verleiher das technisch bestmögliche Rad auszusuchen. Denn es ist gar nicht lustig, einen ganzen Tag lang auf einer "lahmen Krücke" herumzufahren.

Bis zum ersten Highlight - Angkor Wat - sind es 7-8 km (plus einige Zeit für's Anstellen und Ausstellen des Besuchertickets). Schon von weitem sah ich drängende Menschenmassen am Haupteingang des Tempels. Deshalb bin ich schnell umgekehrt und erreichte nach weiteren 6 km ...



...  in herrlicher, parkähnlicher Landschaft - mit nur wenigen, stillen Touristen - Prasat Kravan, ein dem Hindu-Gott Vishnu geweihter Tempel im Archäologischen Park. Im Jahr 921 eingeweiht, ist es eine der letzten großen Ziegelbauten die zu einer von Indravarman I. begonnenen Kunstrichtung gehört.





Nicht weit entfernt stößt man (links) auf den Banteay Kdei, ein von der Mitte des 12. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts unter König Jayavarman VII. (1181–1220) gebauter Klosterkomplex. Der Bau ähnelt dem Ta Prohm, ist aber weniger verziert und kleiner. Wegen der schlechten Bauweise und des brüchigen Sandsteins ist er heute in schlechtem Zustand.













Was man in Angkor zu sehen bekommt, ist beeindruckend - einzigartig - faszinierend - dass man manchmal das Fotografieren sogar vergisst, und manchmal ein Bild nach dem anderen 'schießt'. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, genoß die Stille und besonders die Abwesenheit von Touristen (und ihren Führern). Ich habe meine Augen spazieren geführt, mich durch die architektonischen Großartigkeiten treiben lassen und historische Fakten erst viel später nachgelesen.

Letztendlich bringt man viel zu viele Aufnahmen mit nach Hause - - - die Auswahl wird dann zur Qual.







Von Banteay Kdei gehts hinüber zum Srah Srang, zu deutsch „Königliches Bad“, ein etwa 725 × 400 Meter messendes Wasserreservoir.


Gemäß einer Inschrift aus seiner Entstehungszeit diente der Srah Srang „dem Wohl aller Kreaturen“ mit Ausnahme der „Deichbrecher“, womit Elefanten gemeint waren. Der moderne Name Srah Srang (Königliches Bad) entspricht also nicht der ursprünglichen Funktion des Bauwerks. Die Entstehungszeit fällt ins 10. Jahrhundert. Bis heute, über einem Jahrtausend nach seiner Errichtung, ist der Srah Srang intakt und bildet eine weite, ruhige Wasserfläche, an der sich Pilger und Touristen entspannen.




Damit komme ich zu einem Angkor-Faszinosum, dem Ta Prohm, eine Anlage bestehend aus Tempel, Kloster, weiteren kleineren Gebäuden, der umgebenden Mauer mit Ecktürmen und Eingangspavillons.

Eine besondere Stellung unter den Tempelanlagen von Angkor und in den Plänen von Besuchern nimmt Ta Prohm wegen des halbverfallenen Zustandes ein. Die Restauratoren und Architekten der École française d’Extrême-Orient, die ersten, die in der Neuzeit begannen, die Tempel zu restaurieren, beschlossen, einen Tempel in dem Zustand zu belassen, in dem sie ihn vorfanden. Die Wahl fiel auf Ta Prohm. Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur soweit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen (Ficus virens) und die noch größeren Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude umschlingen.
















Bis heute wird in Angkor ** geforscht, gegraben, restauriert ...

Ein paar Details aus Wikipedia: ** Die „Entdeckung“ Angkors durch den französischen Forscher Henri Mouhot ist ein Mythos, der die eurozentrische Perspektive des 19. Jahrhunderts und die Interessen der Kolonialmächte widerspiegelt, als er den tatsächlichen Umständen entspricht. Zum einen war Angkor nie verschwunden. Die Khmer wussten auch nach dem Niedergang des historischen Reiches um die Existenz der alten Tempel. Angkor Wat wurde, wie auch einige andere Bauten, durchgehend als Tempel benutzt und das Umland von Reisbauern und Fischern bewohnt. Zum anderen war Henri Mouhot weder der erste Europäer, der Angkor besuchte, noch der erste, der darüber berichtete.

Bereits im 16. Jahrhundert erreichten portugiesische Missionare die Stadt und brachten Berichte darüber nach Europa. 1586 besuchte der portugiesische Entdecker António da Madalena als einer der ersten aus dem Okzident Angkor und berichtete davon dem Historiker Diogo de Couto. Eine Reihe europäischer Missionare und Händler, vor allem aus Portugal, Spanien und später auch Frankreich, folgten und erwähnten in ihren Berichten wiederholt eine „große ummauerte Stadt“, womit wohl Angkor Thom gemeint war, und den Angkor Wat. Mouhot selbst erhob nie den Anspruch, der Entdecker Angkors zu sein. In seinem berühmt gewordenen Buch Voyage à Siam et dans le Cambodge (1868) zitiert er auch selbst ausdrücklich aus dem Bericht des französischen Missionars Charles-Emile Bouvillevaux. Dieser war wenige Jahre bevor Mouhout nach Asien aufbrach aus Kambodscha zurückgekehrt. Dass das „exotische Angkor“ dennoch erst durch Mouhots Buch im Westen die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit und der Gelehrten auf sich zog, lag auch daran, dass er den Bericht mit einer Reihe detaillierter Zeichnungen illustriert hatte. 







Auf dem Scooter-Sozius nach Kbal Spean im Phnom Kulen Nationalpark und zum Hindu Tempel Banteay Srei


Mit der nahezu eineinhalbstündigen, teils holprigen Fahrt (2008 wurden lange Abschnitte der Straße ausgebaut) auf dem Rücksitz eines Mopeds hat man sich die Besichtigung von Kbal Spean,
auch bekannt als „Fluss der tausend Lingas“, verdient. Sie besteht aus Felsreliefs und Lingas im Bach Stung Kbal Spean.

Das Problem ist einerseits, dass der weite Fußweg zum und der (im Januar dünnflüssige) Wasserfall selbst, die lange Anreise nicht entsprechend lohnen. Und - dass man ohne fachkundige Führung u.a. kaum Felsreliefs findet.






Hier traf ich drei südkoreanische Jugendliche, die ich - wie's der Zufall will - auf meinen Reisestationen dreimal in Kambodscha wiedertraf.

Dann ging die holprige Mopedfahrt - mit einem kleinen Abstecher - weiter zu dem allerdings sehenswerten ...


Hindu Tempel Banteay Srei


Banteay Srei ist eine hinduistische Tempelruine. Der auf Grund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten geltende Tempel wurde Mitte des 10. Jahrhunderts erbaut. 1914 wurde der Tempel per Zufall von französischen Archäologen wiederentdeckt. Für Aufsehen sorgte 1923 André Malraux mit dem Versuch, aus dem Banteay Srei herausgebrochene Skulpturen und Reliefs nach Paris zu schaffen. Er wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Kulturminister der Regierung von Charles de Gaulle.












Folgend: 4 x Tempel-Foto-Hype 





Die Seidenraupenfarm / Handgefertigte Seide

Man strampelt auf dem Fahrrad etwa 16 km über den National Highway NR6 bis zur Angkor Silk Farm im Bezirk Puok ...  (schweißtreibend!)

Artisans Angkor ist bekannt als einer der ausgezeichnetsten Seidenproduzenten in Kambodscha. Das Unternehmen verfügt über 23 Seiden-Workshops in der Provinz von Siem Reap. Besichtigen kann man nur die Angkor Seidenfarm im Bezirk Puok. Hier werden auch Handwerker, die sich auf Seide spezialisieren, im „National Silk Centre“ ausgebildet. 










Als fachkundigen Betreuer bekam ich (ganz alleine) Nakry, einen jungen Mann, der mir die einzelnen Produktionsstufen zeigte und erläuterte.






Ein Dorf am Rande des National Highway NR6







Die Tempel von Angkor im Miniaturformat


Vom Stadtzentrum Siem Reap, über die River Road, läuft man etwa 15-20 Minuten zur Street 17, wo in einem verwunschenen blühenden Garten die Tempelanlagen von Angkor in Miniaturformat (miniature replicas of angkor's temples) stehen. Ich hatte das große Glück, dieses kleine Paradies ganz alleine durchstöbern zu können. Nur die Enkelin (?) des Besitzers und Schöpfers der Skulpturen und Nachbildungen versicherte sich hin und wieder, dass ich (immer) noch da war.










Angkor Star Hotel, Siem Reap






Von Siem Reap flog ich - via Ho Chi Minh City -
 weiter nach Da Lat (Vietnam).
 Hier - anklicken - geht es zum 2. Teil dieser Abenteuerreise.



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