Samstag, 31. Dezember 2016

Vietnam (2) - Zum heiligen Stuhl der Cao Dai und die Schrecken des Vietnamkriegs > die Tunnel von Củ Chi


Pünktlich zur knallbunten Zeremonie der Cao Dai-Religion rollen in Tay Ninh zuhauf Touristenbusse an. Man weiß nicht recht, handelt es sich um ein religiöses oder ein touristisches Spektakel, denn auf der sich unter den Touristen schier biegenden Galerie des größten Cao Dai-Tempels, wird herumgeschubst, gequatscht und geknipst (siehe folgend), was das Zeug hält.

Das zwischen 1933 und 1935 errichtete Heiligtum "erstrahlt" - innen wie außen - in kitschigen Bonbonfarben. Es ist ein einzigartiger Mischmasch von Architekturstilen. Und der Caodaismus ist offensichtlich ein Mischmasch aus vielen Religionen; von jeder Glaubenslehre haben die Religionsgründer etwas abgekupfert.
 

















Beklemmende "Touristen-Attraktion": die Tunnel von Củ Chi

Zum Verständnis Vietnams und seiner Menschen lohnt es, sich auch mit seiner jüngsten Geschichte zu beschäftigen, denn bis 1975 litt das Land nahezu 120 lange Jahre unter permanenter Besatzung und Gewaltherrschaft... Inklusive jener Jahre, als Südvietnam einen von den USA gestützten Diktator-Präsidenten hatte.

Bild: französische Kolonialherrschaft von 1858 bis 1954. 

Schon 1948, im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, entstanden die ersten Tunnel von Củ Chi, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. 

Zur Unterstützung der Franzosen sandte US-Präsident Eisenhower, ohne Zustimmung des Kongresses (!), schon Anfang 1954 die ersten B-26-Bomber, 200 US-Soldaten sowie Fluggeräte zum Abwurf von Napalm nach Südvietnam. 

In den 1960er-Jahren erweiterten vietnamesische Partisanen, die Vietcong, das Tunnelsystem. Unter der Erde entstanden ganze Städte mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Räume waren durch Tunnel von ca. 80 cm Höhe und 60 cm Breite verbunden.


Im Besucherzentrum gibt es zur Einführung neben Fotos, Artefakten und Informationen über die jüngste Geschichte u.a. einen alten kommunistisch-vietnamesischen Propagandafilm zu sehen. Hier im Bild folgend der Vortrag eines Ex-Vietcong vor diesem Müllhaufen eines US-Panzers, der die meisten Touristen zum "lustigen" Kamera-Posieren animiert.



Bis Anfang der 70er Jahre wurde das Tunnel-System auf einer Länge von 200-250 km (?) ausgebaut und verlief über 3 Etagen - 1. Etage = 3 bis 4 unter der Erde - 2. Etage = 6 Meter unter der Erde - 3. Etage = 8 bis 10 Meter unter dem Erdboden.

Die Tunnelhöhe betrug maximal 80 cm und war mit 60 cm Breite nur für die kleinen Vietnamesen zugänglich. Nach dem Krieg für Touristen auf eine Höhe von 1,20 m vergrößert, können diese auf einer 100 m-Strecke die Enge und Hitze  unter der Erde nachspüren. 

Ich - 1,87m groß und im Jahre 2007 "wohlgenährt" - ein Besucher vor mir, einer hinter mir, bekam schon nach den ersten Metern schreckliche Beklemmungszustände, so dass ich - nach nur nur kurzer Strecke - den erstmöglichen Ausstieg zur Flucht nutzte.




Am Ende dieser Tour verkehrten sich die eben noch unter die Haut gegangenen bedrückenden Bilder, Erzählungen und sichtbaren Zeugnisse in ein (auch akustisch) makabres Schauspiel, das auch manch einen Touristen sichtlich schockierte: An einem Schießstand kann man für ein paar Dollar (pro Patrone!) mit einer Kalaschnikoff und anderen Kriegswaffen herumballern.


Erstmals Vietnam (2007), die Entdeckung der Liebenswürdigkeit
 
Vietnam (3) im Mekong Delta > Cai Be, Vingh Long, Can Tho und der "schwimmende Markt" von Cai Rang"
 
Vietnam (4), Huế, die Zitadelle und mit dem Moped durch den A LPhú Vang District und zum 'Grab der Bescheidenheit'
 
Vietnam (5), von Huế - unterm Wolkenpass durch den Hai-Van-Tunnel - nach Đà Nẵng
 
Vietnam (6), die Insel Phú Quốc. 2007 war der Ong Lang Beach noch eine wahrhaft paradiesische Idylle.
 

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