Mittwoch, 24. Juni 2015

Andalucía/España: Sevilla, Córdoba, Granada, los Pueblos Blancos, Ronda, Huelva (März 2003)


Andalusien habe ich mehr durch Zufall kennengelernt, denn ich bin da nur hin, um Spanisch zu lernen: Sprachenschule von morgens um 9:00 bis mittags 13:30 h. Denn im Folgejahr (2004) wollte ich - Spanisch sprechend! - meine Patenkinder in Ecuador besuchen. 


Sevilla, im barrio Macarena, als Gast im Haus von Carmen M.
Córdoba
Granada
Zahara de la Sierra (ruta de los Pueblos Blancos) > Ronda
Huelva > Playa de Matalascañas


1) SEVILLA

Wenn ich um 14 Uhr aus der Schule kam, servierte Carmen das Mittagessen, anschliessend kroch jedermann/frau in die Betten. Ob Sommerhitze, Winterkälte oder - wie hier - selbst bei empfindlicher Märzkühle 
(beim Mittagessen wärmte der Heizlüfter unterm Tisch!) ist Sevilla zwischen 13 und 17 Uhr wie ausgestorben - alle Bürgersteige sind hochgeklappt. 







3 Fotos: Der prächtige Pabellon Mudejar (Mudejar ist ein Kunststil mit arabischen Wurzeln) beherbergt das Archäologische Museum El Museo de Artes y Costumbres Populares im Park María Luisa, an der Plaza de América, im Volksmund “parque de las palomas”, erbaut für die Exposición Iberoamericana de 1929.










Weit mehr als die prächtigen historischen, teilweise aber auch hypermodernen Bauwerke (Expo' 1992), die Kirchen und Paläste, maurische Architektur und glänzenden Monumente Sevillas, die einst die reichste Stadt Spaniens war, hat mich das kleinstädtische Alltagsleben auf den Plätzen und in den engen Gassen von Macarena, Casco Antiguo, Sur, Nervión und ... fasziniert.

Jeden Morgen, wenn ich über die Alameda de Hercules, durch die Calle Amor de Dios zur Calle Cuna in die Sprachenschule "Carpe Diem" lief (die gibts nicht mehr), fegten die Ladenbesitzer (quasi im Takt) die Bürgersteige vor ihren Geschäften; aus den Cafeterías duftete der Kaffee und aus den Bäckereien das frische Brot. Mittags, den gleichen Weg zurück, wurden ratternd die eisernen Rolläden heruntergelassen, schlagartig waren die ausgestorbenen Gassen wie steinerne Schläuche, alle Schaufenster und Fenster verrammelt. Nur an der Feria Ecke Resolana standen noch Scharen schwatzender Mütter, die ihre Kinder von der Schule abholten.

Für mich, der ich nach Kriegsende im plattgebombten Berlin inmitten von Ruinen aufgewachsen bin, war das ziellose Spazieren (und immer wieder Verlaufen) in Sevillas geheimnisvollen und verwinkelten, malerischen und verwunschenen Altstadtvierteln jedesmal ein Abenteuer. Anstelle Museen, Kirchen und Kunst zu besichtigen, habe ich mir los distritos und los barrios von Sevilla 'erlaufen', die als Freizeitplatz genutzte km-lange Uferpromenade entlang am Guadalquivir und die Parques de María Luisa y del Alamillo.


Den Sprachkurs für Anfänger begann ich mit vier Jugendlichen aus Italien, die von Beginn an jedes Wort verstanden und sich schlagartig in die Sprache hineinfanden. Ein Italiener erklärte mir später: 'Spanisch ist ja nur verunstaltetes Italienisch'. Später waren wir drei Deutsche und ein Italiener, immer unterrichtet von dieser zauberhaften, liebenswerten und lehrbegabten kleinen Sevillanerin (Bildmitte).

Obendrein hatte ich drei lange, freie Wochenenden, die ich zur Entdeckung der Landschaften Andalusiens und einiger seiner bedeutsamsten Orte genutzt habe.

2) CÓRDOBA











Córdoba ist für mich La Mezquita (span. Moschee) ... La Mezquita ist Córdoba. Einst größte Moschee der Welt, ein maurisches Märchen, ein Traum von Rhythmus, Schwerelosigkeit und schlichter Eleganz. Atemberaubend! Hat man sich an das Halbdunkel im Inneren gewöhnt, befindet man sich mitten in einem 'Wald' von 856 Säulen. Die Ästhetik, die Genialität, die Atmosphäre sind überwältigend. La Mezquita gilt als der Höhepunkt maurischer Kunst in Spanien.

Die katholische Kathedrale im Zentrum der Moschee und die "christliche" Verschandelung der Wände stehen sinnbildlich für römisch-katholische Barberei (nicht nur in Architektur und Kunst!). Hatten die christlichen Rückeroberer (1236, Reconquista) die Mezquita noch kaum angetastet, so haben die Gottesanbeter sie im 16. Jahrhundert mit ihrem 'himmlischen' Bilder- und Skulpturen-Kitsch teilweise bis zum Erbrechen verunstaltet.




3) Granada















Ein ganzer Tag Granada. Und der reicht nicht annähernd zum Bestaunen dieser Wunderwelt - der Alhambra - ein maurisches Märchenschloß, mit der Festung Alcazaba, dem Palacio Carlos V. und dem Palacio Real, dem Gerichts- und Empfangssaal Mexuar, dem Harem mit dem Löwenhof und - paradiesisch (obwohl im März leider noch keine Blütenpracht) - den Gärten des Generalife. Von überall genießt man betörende Ausblicke ... über Albaicín, den ältesten Ortsteil Granadas (Weltkulturerbe), die Unterstadt mit der gewaltigen Kathedrale und die Capilla Real, die Sierra Nevada (span. schneebedecktes Gebirge) mit 3482m das höchste Spaniens. In Reiseführern wird vor Touristenmassen und  herumschwärmenden Reisegruppen mit fähnchenschwenkenden Führern gewarnt ... ich hatte verdammtes Glück und wurde von beidem verschont.












4) Zahara de la Sierra / la ruta de los Pueblos Blancos / die weißen Dörfer



Um 8 Uhr in Sevilla aufgebrochen, erblickt man Zahara de la Sierra um 9:30 Uhr (März) noch im Morgendunst, wie ein zartes Gemälde. Das Kleinod ist eines von 19 auf der Route der "weißen Dörfer". Auf den schmalen Straßen, auf dem Platz vor der Stadthalle und in der Cafetería (bei Kaffee und borrachos azucarados) trifft man zu früher Morgenstunde nur Einheimische.

Das zum historischen Kulturgut erklärte Bergdorf liegt an den Abhängen der Sierra del Jaral, inmitten des Naturparks Sierra de Grazalema. Die Gründung des heutigen Zahara verdanken die Andalusier den Mauren. Aus dieser Zeit sind neben der typischen Stadtstruktur des Al-Andalus die Burg (13. Jh.) mit dem restaurierten Huldigungsturm auch Reste der mittelalterlichen Stadt mit einzelnen Mauerabschnitten erhalten. Die Hanglage verleiht dem Dorf eine ganz besondere Gestalt, denn die Straßen ziehen sich treppenförmig in die Höhe.  










5) Ronda









6) Huelva und Atlantikküste, Richtung Matalascañas



Ehrlich gesagt, kann ich mich weder an diesen Park, noch an Huelva mehr erinnern, selbst dann nicht, wenn ich versuche die Stadt auf Google Earth nach Erinnerungen zu durchsuchen. Sinnvoll war die Tour (Huelva ist eine moderne Industriestadt) nicht. Ich hätte in das weissgott reizvollere Cadiz fahren sollen; die Fahrt wäre kaum weiter gewesen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen