Auf Barcelonas Prachtstraße Passeig de Gràcia konkurrierten die wohlhabenden Bürger mit immer fantastischerer, prunkvollerer und kreativerer Architektur. Zu ihnen gehörte Antoni Amatller, ein reicher Industrieller, Eigentümer einer Schokoladenfabrik, der im Jahr 1900 Josep Puig i Cadafalch den Auftrag erteilte, das Haus Amatller zu bauen.
Beim Haus Amatller sticht die Fassade hervor, die mit neugotischen und flämischen Elementen verziert ist. An ihr arbeiteten anerkannte Künstler und Kunsthandwerker für Sgraffito, Schmiedeeisen, Tischlerarbeiten, Keramik und Stein- und Holzskulpturen, alle unter der Leitung von Puig I Cadafalch.
Das Gebäude war Teil des berühmten "Häuserblocks der Zwietracht". Der Name stammt vom visuellen Kontrast der drei Häuser, die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts von den obersten Vertretern des Jugendstils im gleichen Häuserblock des Paseo de Gràcia neu gestaltet wurden. Unter der Hausnummer 35 steht das Haus Lleó Morera (Werk von Domènech i Montaner, 1903), unter der 41 das Haus Amatller und eins weiter, unter der Nummer 43, das Haus Batlló (von Antoni Gaudí, 1904-1906).
In englischer Sprache gibt es nur ein bis zwei einstündige Führungen täglich - und die nur in beschränkter Besucherzahl. Es ist also unumgänglich, die auf Tag und Uhrzeit festgelegten Tickets rechtzeitig vorher im Internet zu bestellen. Achtung: In Spanien bekommen Menschen ab 65 in nahezu allen Museen preisreduzierte Eintrittskarten.
Überdachung der Freitreppe
In der Regel waren die Architekten solch palastartigen Häuser auch mit der kompletten Innenarchitektur beauftragt. Sie entwarfen die Möbel, die Lampen, die Kacheln, aber auch kleinste Details, bis hin zu Türgriffen. Ihr Problem war, dass ihnen der Auftraggeber (samt seinem persönlichen Geschmack) oft dreinredete und mitbestimmte, woraus ein teilweise überladenes, kurios buntes Interieur und Durcheiander von Stilen entstand, was sich speziell in der Casa Amatller zeigt.
Antoni Amatller selbst war sehr an Kunst und Kultur interessiert. Er sammelte wertvolle, antike Glasgefäße, war ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf und reiste durch ganz Europa.
Die Führung endet direkt im Amattler Schokoladenladen. Daneben befindet sich ein hübsches Café. Beides kann man auch von der Straße her betreten.
Als das Haus 1900 fertig gestellt war, zogen nur der Vater Antoni und seine damals dreißig Jahre alte Tochter Teresa in die Wohnung im ersten Stock. Das war damals in allen schicken Palästen die Etage der Wohlhabenden, meist der Besitzer. Die anderen Etagen, die nicht modernistisch umgebaut wurden, vermietete man. Im Erdgeschoss befanden sich damals wie heute Geschäfte. Im hinteren Teil der Casa Amatller gab es eine supermoderne Garage mit einer Drehscheibe zum Wenden des Autos, die Räume der Bediensteten und die Küche des Hauses. Heute befinden sich dort das Café und der Schokoladen. Bei schönem Wetter kann man draußen auf einer Gartenterrasse sitzen.
Über mehr interessante Details von dem Haus schreibt sehr schön: http://www.freibeuter-reisen.org/casa-amatller-haus-und-schokolade-im-jugendstil-design/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen