Samstag, 31. Dezember 2016

Vietnam (5), von Huế - unterm Wolkenpass durch den Hai-Van-Tunnel - nach Đà Nẵng




Versteht ein Vietnamese nur ein paar Brocken Englisch, versucht er mit so einem exotischen Fremden (wie mir) ins Gespräch zu kommen. Einerseits um endlich einmal seine Sprachkünste in der Realität anzuwenden. Mehr aber noch, weil diese Menschen - im positiven Sinn - ungemein neugierig sind. Sie möchten gerne etwas über den Fremden und dessen Welt 'da draußen' erfahren. So ging es mir mit den drei jungen Männern, die sich fröhlich neben mir im Regionalbus plazierten und mir die rund zweistündige Fahrzeit nach Đà Nẵng höchst unterhaltsam verkürzten.

Auf der rund 100 km langen Strecke (für peanuts!) fährt der Bus 6,28 km durch Südostasiens längsten Hai-Van-Tunnel (just 18 Monate zuvor eröffnet) unter jenem berühmten Wolkenpass durch, der die Trennlinie zwischen dem Norden und dem Süden Vietnams markiert.

Mein Fußmarsch von Danangs Bus Station in die Innenstadt wollte und wollte kein Ende nehmen. Mehrmals wähnte ich mich verlaufen, erholte mich bei einem Kaffee (den man überall mit dieser schrecklich zuckersüß-klebrigen Sahne serviert), wurde in dem Café auch noch zu einem Schnaps eingeladen und glaubte mich immer wieder dem Ziel ganz nah ... tatsächlich jedoch wurde es ein sinnlos langer Fußmarsch von gut 7 km ... den man allerdings nur einmal macht. Ich hatte mich vorher nicht informiert und die Kartendarstellung täuschte einen kurzen Weg vor. Allerdings: manch ein Busbahnhof in den Ländern Südostasiens liegt extrem weit draußen am Stadtrand.

 
Mein Ziel war das Da Nang Museum of Cham Sculpture, gegründet als Musée Henri Parmentier. Vorher bekannt als "garden of sculptures" der 1915 von der Ecole Francaise d'Extreme Orient errichtet wurde. 1919 eröffnete das von zwei französischen Architekten entworfene erste Gebäude.

Das Museum liegt in einer idyllischen Wohngegend. Der Rest, den ich von Đà Nẵng sah, hat mich ziemlich gelangweilt. Vielleicht war ich aber auch nur hundemüde (?) und wollte wieder zurückfahren.

Die Cham - einst im Zentrum Vietnams sowie in Kambodscha angesiedelt - waren einst, ähnlich den Khmer, eines der dominierenden Völker in südostasiatischen Raum, bevor die heutigen Viet das Gebiet übernahmen. Sie errichteten ihr Königreich mit dem Namen Champa, das zwischen dem 2. und 15. Jh. bestand. Ihre Blütezeit war zwischen dem 6. und 10. Jh., als sie den gesamten Gewürzhandel Südostasiens kontrollierten. Sie verfügten über weitreichende Handelsbeziehungen nach Indien, Arabien, China und Japan und besaßen darüber hinaus eine beträchtliche Seeflotte. mit den Khmer als auch einen neu hinzugekommenen Gegner, den Annamiten (Annam ist der alte chinesische Name fü Vietnam). Diese besiegten die Cham entgültig im 15. Jh. und Champa wurde dem vietnamesischen Reich einverleibt.

Viele Exponate aus diesem Museum stammen aus der Ausgrabungsstätte My Son. Die Erklärungen in englischer Sprache sind interessant und ausfühlich. Das Cham-Museum bietet für historisch Interessierte einen guten Einblick in die Kultur der Cham. Man findet dort Artefakte aus unterschiedlichen Epochen. Eindrücklich sind vor allem die Götter und Tierfiguren aus Stein.



Die allermeisten Exponate sind aus hellem oder dunklerem rötlich- bis ockerfarbenen Stein, ähnlich farblich wie Wände, Decken, Podeste, teilweise sogar der Fußboden und das überall hereinflutende Nachmittagslicht, so daß kaum eine meiner zahllosen Aufnahmen wirklich gelungen ist (zu meinem großen Ärger!), da ihnen sämtliche Farbabstufungen und Konturen fehlen. Bei den wenigen Museumsstücken, die ich hier zeige, habe ich deutlich 'nachhelfen' müssen, um sie überhaupt sichtbar zu machen.



















Aus dem Museum blickt man auf den buddhistischen Tempel Chùa An Long


Erstmals Vietnam (2007), die Entdeckung der Liebenswürdigkeit
 
Vietnam (2) - Zum heiligen Stuhl der Cao Dai und die Schrecken des Vietnamkriegs > die Tunnel von Củ Chi
 
Vietnam (3) im Mekong Delta > Cai Be, Vingh Long, Can Tho und der "schwimmende Markt" von Cai Rang"
 
Vietnam (4), Huế, die Zitadelle und mit dem Moped durch den A LPhú Vang District und zum 'Grab der Bescheidenheit'
 
Vietnam (6), die Insel Phú Quốc. 2007 war der Ong Lang Beach noch eine wahrhaft paradiesische Idylle.

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